Sunday, 4 April 2010

Bei vollem Verstand - Helmut Berger bei Gottschalk

Gestern, als ich las die üblichen Seiten für Informationen, stieß ich auf die Nachricht, dass der österreichische Schauspieler Helmut Berger erschien zu der Sendung "My Swinging Sixties" von Thomas Gottschalk total besoffen. Die Nachricht erschien unmittelbar nach der Aufzeichnungen der Sendung, und vor ihrer Ausstrahlung. Ich konnte die Versuchungen nicht widerstehen: ich habe "My swinging Sixties - Gottschalks Zeitreise" aufgenommen, um Bergers Schnitt auf Youtube zu stellen.

Helmut Berger ist ein seltsamer Charakter. In seiner Jugend war er wahrscheinlich das Objekt der Begierde von allen Frauen, und einigen Männern (und sicher war er beneidet vom ganzen männlichen Publikum). Auf dem Höhepunkt seiner Karriere hatte er die Gelegenheit, mit den größeren Regisseure und Schauspieler seiner Zeit zu arbeiten. Er hat nicht so gut altern gelassen. Besser als seine amerikanischen Kollegen, die mit ihren Beauty-Ops wie Mumien aussehen: aber der Berger mit 25 war wie ein griechisches Gott direkt aus der Olymp, jetzt mit 65 ist er fast schlechter als meiner Großvater war mit 80. In der Presse jeder so oft liest man über seinem finanziellen Zusammenbruch, oder über anderen Auftritte, wie diesem.
Ich hatte den Verdacht, dass zumindest teilweise Berger hat ein bisschen rezitiert: zum Vergleich hier ist ein wirklich besoffener Mensch im Fernsehen.

Er hat sicherlich die Einschaltquoten der ZDF-Sendung geholfen. Der bayrischer Bohnenstange mit den langen blonden Locken sieht gefährlich zu kitschig und pathetisch aus, dieses Mal. Also, die wunderbare 60er Jahren waren nur ein Paar Poplieder, der Käfer, Miniröcke, und Ludwig Erhards Wirtschafswunder?

Die Generation des Gottschalk, des Berger, der Gäste (Claudia Cardinale, Robin Gibb, Petula Clark, Chubby Checker und verschiedene Pop-Stars zweiter Klasse) war die Generation der Baby-Boomers. Sie wollten die Welt verändern, vielleicht sie hatten die Grundlagen dieser Welt unrettbar untergegraben.

In ihrer Jugend sie hatten alles - und ich glaube dass keine andere Generation in der voraussehbaren Zukunft wird die selbe wirtschaftliche Prosperität, die selbe seit denn unbekannte politische, technische, sexuelle Freiheit erreichen. Sie sollten das Wassermannzeitalter einweihen: die Arglose sind lang gestorben, wegen Drogen oder dumme Lebensstile; die Kluge hatten Geld verdient, um ein SUV zu haben - oft zum Nachteil ihrer Kinder.

Die Überlebenden treten mit ihren Zahnimplantaten und gebügelter Haut bei Gottschalk, ein netter Kerl der soll Schneider und Friseur dringend wechseln, auf. Sie sind ruhig, höflich und still. Außer Helmut Berger. In der Zukunft sie werden nur für Popmusik und - sehen wir mal, was - vielleicht für eine einfache technische Anwendung wie das Personal Computer erinnert werden.

Helmut Berger war in der Tat der schärfste Kommentator bei Gottschalk: er ist davon nicht bewusst, aber es ist auch gut so.


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